Eva Karpf berichtet aus Glasgow

Mein Name ist Eva und seit Januar 2023 bin ich Gleichstellungsbeauftragte im Bezirk Lichtenberg. Ich agiere hier vor allem als Schnittstelle zwischen den Bürger:innen, der Zivilgesellschaft und der Trägerlandschaft. Ich rege gleichstellungsrelevante Maßnahmen im Bezirk an und arbeite hier eng mit dem gut funktionierenden Fachnetzwerk zusammen. Ich war besonders an Schottland interessiert, da es das erste und bislang einzige Land der Welt ist, in dem Menstruationsartikel für alle Menschen per Gesetz zur Verfügung gestellt werden müssen. Da ich schon seit langem versuche, ein ähnliches Projekt in Lichtenberg zu etablieren, wollte ich unbedingt nach Schottland.

Ich bin sehr froh, dass ich nun die Gelegenheit bekomme, als Stipendiatin des LoGo!-Programms ausgewählt worden zu sein. Nach längerer Suche und einigen Mails nach Schottland bekam ich eine Zusage von Kairos Women+, einem Community- und Safespace für Frauen und LGBTIQ in Paisley, einem Vorort Glasgows. Da ich sehr an einem intersektionalen Feminismus interessiert bin, ist es für meine berufliche Entwicklung ideal in diesem diversen Projekt mitzuarbeiten. Paisley hat 76.834 Einwohner:innen und gehört zum Verwaltungssitz Renfrewshire. Doch auch kommen viele der Besucher:innen von Kairos Women+ aus Glasgow. Der Hauptbahnhof von Glasgow ist nur eine Station von Paisley entfernt und das kleine Städtchen bietet für viele eine kleine Pause von der Großstadt Glasgow.

Vor meiner Abreise hatte ich ein äußerst nettes Gespräch mit Abril, der Projektleitung von Kairos Women+, in der sie mir erklärte, was mich dort erwartet. Kairos Women+ ist ein Treffpunkt für Frauen+, in dem sie bei verschiedenen Angeboten mitmachen, sich austauschen und vernetzen können. Es geht hier vor allem um Communityarbeit und Vernetzung. Ich hatte stets die ganze Zeit über regen Kontakt mit Abril, die immer wieder schrieb, wie sehr sie und die Frauen+ sich auf mich freuen. Diese positive Stimmung mir gegenüber hielt auch während meines Aufenthalts an und Kairos Women+ war auch für mich ein SafeSpace während meines Aufenthalts in Schottland.

Woche 1 – Welcome to Scotland!/Fàilte gu Alba! (gälisch)

An meinem ersten Tag im Projekt nahm sich Abril sehr viel Zeit für mich und führte ein einstündiges Einführungsgespräch mit mir. Sie erklärte mir nochmal meine Aufgaben und wir arbeiteten zusammen einen Wochenplan aus, bei dem auch meine Interessen berücksichtigt wurden. Abril stellte mich im Anschluss allen Mitarbeitenden und Besucher:innen vor. Danach ging es auch schon direkt los mit einem Angebot namens „Wellness-Group“. Aus Deutschland kommend hatte ich zunächst die naive Annahme, dass es hier um ein Angebot geht, in dem die Besucher:innen Wellnessangebote wie Gesichtsmasken und co in Anspruch nehmen können. Gleich ins erste Fettnäpfchen getreten! Das Angebot stellt eine Art Selbsthilfegruppe dar, in der sich die Besucher:innen zu mentaler Gesundheit austauschen. In dieser Sitzung ging es um das Thema „Self-compassion“, was am besten mit Selbstführsorge übersetzt werden kann. Anfangs war ich sehr verhalten, da der schottische Dialekt wirklich sehr schwer zu verstehen ist und meine Englischfähigkeiten übersteigt. Doch die Teilnehmenden waren, wie alle Menschen in Schottland, sehr nett und zuvorkommend und haben mich gleich mit in die Gruppe aufgenommen. Ich war begeistert von der Offenheit der Gruppe, auch wenn mich manche Geschichten der Teilnehmenden erschütterten. Am meisten hat mich verwundert, dass es hier den Ansatz gibt, dass alle betroffen sind. Auch die Mitarbeiterin, welche die Gruppe angeleitet hat und eine Studentin, welche ein Praktikum bei Kairos macht, teilten ihre Geschichten. Hier spielt ein Selbstermächtigungsansatz eine große Rolle. Die Frauen+ stärken sich gegenseitig und teilen ihre Erfahrungen und Strategien, mit schwierigen Situationen umzugehen. Wirklich beeindruckend!

Zudem fand in dieser Woche das Kreativcafé statt. Hier ging es um das Thema Herbst und es wurde fleißig an Herbstdekoration gebastelt. In diesem Angebot geht es aber auch hauptsächlich wieder um den Austausch untereinander und darum, der Einsamkeit vieler Besucher:innen entgegenzuwirken. Was mich am meisten begeistert ist, dass hier Diversität gelebt wird. Alle Angebote wurden von Teilnehmenden verschiedensten Alters, verschiedenster Herkunft, mit und ohne Behinderungen wahrgenommen. Auf alle Bedürfnisse wurde selbstverständlich eingegangen. Es gibt mehrere Geräte für hörgeschädigte Menschen, Ventilatoren und viele Erleichterungen für Menschen mit Geheinschränkungen. Mir ist hier wieder aufgefallen, wie wichtig es ist, sich nicht immer nur in dem einen Kreis zu bewegen, sondern sich mit den unterschiedlichsten Menschen auszutauschen und wie viel wir voneinander lernen können.

Anschließend ging es zu einem Filmscreening in einen Nebenraum. Hier wurde ein Film zum „Black History Month“ gezeigt. Dieser Themenmonat befasst sich mit der schwarzen Geschichte in UK, Kolonialismus und Rassismus und es finden im gesamten United Kingdom Angebote dazu statt. Aus deutscher Perspektive ist es schon sehr verwunderlich, wie Schottland es schafft, einen Angebotsflyer städteübergreifend zu erstellen. Hier werden Ressourcen gebündelt! Das Filmscreening war eingebettet in ein Zoommeeting mit anschließendem Q&A mit den Filmemacher:innen. In dem Film ging es um eine Marmeladenfabrik aus Paisley, welche mit einer schwarzen Kinderpuppe als Fimenmaskottchen berühmt wurde. Es geht in dieser Geschichte um Blackfacing, das Lächerlichmachen Schwarzer Menschen und somit Rassismus, Kolonialisierung und aber auch um eine Art Tradition. Viele der vor allem älteren Besucher:innen berichteten, dass diese Werbung kindliche Gefühle hervorruft und ihnen nicht bewusst war, wie rassistisch diese Werbung ist. Auch hier war wieder beeindruckend, wie unterschiedlich die Gruppe, bestehend aus 12 Frauen+, war. Hier waren Personen unterschiedlichen Alters, von Rassismus betroffene und Menschen, die schon immer in Paisley leben und mit der Marmeladenfirma groß wurden, dabei und haben im Anschluss an den Film mitdiskutiert.

Am Ende der Woche hatte ich noch ein Meeting mit zwei Studentinnen, welche etwas zum Projekt „16 days of activism“ ausarbeiten sollen. Ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwartet, doch schnell war klar, dass es hier um den 25.11., dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gehen soll. Da mir dieses Thema sehr am Herzen liegt und auch einen Schwerpunkt meiner Arbeit in Å·ÃÀÊìÅ®ÂÒÂ× darstellt, hat es mir großen Spaß gemacht mit Laura und Lola über mögliche Angebote zu sprechen. Hier konnte ich meine Erfahrungen und auch meine geplante Woche gegen Gewalt miteinfließen lassen. Ich bin sehr gespannt, wie es nächste Woche weitergehen wird!

  • Ankommen bei Kairos Women+

    Ankommen bei Kairos Women+

  • Q and A im Rahmen des Black History Month

    Q and A im Rahmen des Black History Month

  • Menstruationsartikel und Kondome können kostenlos an verschiedenen Orten in Schottland einfach mitgenommen werden. Der Staat kommt für die Kosten auf.

    Menstruationsartikel und Kondome können kostenlos an verschiedenen Orten in Schottland einfach mitgenommen werden. Der Staat kommt für die Kosten auf.

Woche 2 – Not about us, with us!

Gleich zu Beginn der Woche habe ich mich mit einer Person vom Scottish Women Rights Center (SWRC) getroffen. Sie ist Anwältin und kommt einmal im Monat nach Paisley, um dort die Menschen zum Thema häusliche Gewalt zu beraten. Auf dieses Gespräch war ich besonders gespannt, da das Thema häusliche Gewalt eines meiner Schwerpunkte als Gleichstellungsbeauftragte ist. Die rechtliche Lage unterscheidet sich in einigen Punkten von der in Deutschland, doch gibt es auch einige Gemeinsamkeiten, gerade wenn es um die Lücken bei der Strafverfolgung geht. Die Anwältin erklärte mir, dass 2022 rund 64.000 Frauen betroffen waren und die Strafverfolgung bei 13% lag. Bei diesen Zahlen muss beachtet werden, dass in Schottland nur ca. 5,5 Millionen Menschen leben. Mir wurde auch erklärt, dass es in Schottland wenige Anzeigen gibt, da die Situation der Anwält:innen alarmierend ist. Anwält:innen sind sehr rar und verdienen verhältnismäßig wenig. Das macht es für Betroffene enorm schwierig, Vorfälle anzuzeigen. Dieser Missstand ist seit meiner Ankunft bei Kairos in unterschiedlichen Gruppen immer wieder Thema.

In der ersten Woche dachte ich, es gibt kein separieren verschiedener Gruppen. Doch musste ich feststellen, dass es auch hier SafeSpaces für marginalisierte Personen gibt, was auch gut und unbedingt notwendig ist. So wird in der Einrichtung jeden Donnerstag die Küche für andere Personen gesperrt, damit Kairos Kitchen stattfinden kann. Bei Kairos Kitchen kochen Menschen mit Migrationshintergrund gemeinsam ein Gericht aus einem der Herkunftsländer und es wird über Rassismus und Diskriminierung, Probleme bei der Beantragung von Visa und weitere Probleme, mit denen sich Menschen mit Migrationshintergrund auseinandersetzen müssen, gesprochen. Natürlich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass alle Verständnis für die geschlossene Gruppe haben und auch keine Volunteers werden bei dieser Gruppe zugelassen. Genauso ist es bei der Recovery Group, bei der sich Menschen mit Suchtproblematik treffen und austauschen. Es gibt regelmäßig die Möglichkeit, dass diese Gruppen ihre Gedanken und Lösungsvorschläge zum Ausdruck bringen oder sie sich mit anderen Gruppen austauschen können. Kairos Women+ verfolgt immer das Ziel, die Bedürfnisse der unterschiedlichen Menschen einzubinden in eine gesellschaftliche Veränderung, ganz nach dem Motto „not about us, with us!“

Auch in dieser Woche fanden wieder die Angebote „Community Soup“ und „Creative Café“ statt, bei denen es die Möglichkeit des Austauschs und der Vernetzung untereinander gibt. Ich habe bei der Zubereitung der Pastinakensuppe fleißig Pastinaken geschnitten, gekocht, serviert und genau wie in Deutschland bietet ein Kochangebot die ideale Möglichkeit, sich auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Zudem ist es eine tolle Gelegenheit für mich, über Themen wie Essen und Kochen mein Englisch zu verbessern. Wieder wurde mir klar, wie wichtig dieser wöchentliche und regelmäßige Austausch für die Menschen ist. Einige Besucher:innen berichten mir, dass sie schon viele Einrichtungen ausprobiert haben, aber Kairos Women+ etwas ganz Besonderes ist, sich niemand verstellen muss und alle willkommen sind. Es wurde eine herbstliche Pastinakensuppe gekocht und im Kreativcafé wurden diesmal Pompoms für Halloween gebastelt.

Der Workshop für „16 days of activism“ wurde weiter bearbeitet und es wurde sich darauf geeinigt, dass es ein Workshop zum Thema „Grenzen“ werden soll, mit Rollenspiel-Inhalten. Hier konnte ich meine Erfahrungen aus Å·ÃÀÊìÅ®ÂÒÂ× wieder mit einfließen lassen und sowohl die Stimme als auch die Körperhaltung spielen zum Aufzeigen von Grenzen eine wichtige Rolle. Es ging in der Vorbereitung auch viel um Trigger und wie diese vermieden werden können bei einem so emotionalen Thema und in dem Wissen, dass viele der Besucher:innen schon Gewalt erlebt haben. Ich war beeindruckt, wie die zwei jungen Studentinnen mit all diesen schwierigen Fragen und Thematiken umgehen und bin gespannt auf die weitere Planung des Workshops.

  • Die Kochgruppe für die Community Soup

    Die Kochgruppe für die Community Soup

  • Basteln für Halloween beim Creativcafé

    Basteln für Halloween beim Creativcafé

Woche 3 – It´s all about community

Zu Beginn der Woche fand ein Bewegungsangebot statt, die „Walking and Wheeling Group“. Dafür traf sich eine Gruppe im wunderschönen Barshaw Park in Paisley, um einen schönen Herbstspaziergang zu machen und sich auszutauschen. Da es ein Angebot ist, welches eher von älteren Besucher:innen wahrgenommen wird, haben wir viel über Enkelkinder gesprochen und mit welchen Freuden aber auch Ängsten diese neue Rolle als Großmutter verbunden ist. Dieses Gruppenangebot findet einmal im Monat statt und wird von einer Mitarbeiterin von Kairos Women+ angeleitet.

Die tollen wöchentlichen Angebote fanden wieder statt und es wurde eine herbstliche Version einer Minestronesuppe in der Kochgruppe gekocht und im Creativcafé wurde weiterhin fleißig an der Dekoration für die Halloweenparty gearbeitet, welche nächste Woche stattfindet. Es wurden Teelichter, Banner und Dekospinnen gebastelt. Hier bestand meine Aufgabe diese Woche vor allem darin, Personen mit kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen zu unterstützen, was mir große Freude bereitet hat. Ich habe mich mit der verantwortlichen Person über die Förderungen von Kairos Women+ unterhalten, die sich leider genauso prekär gestalten wie in Deutschland. Für die einzelnen Angebote wie „Community Soup“ müssen gesonderte Töpfe beantragt werden, was einen enormen Verwaltungsaufwand bedeutet. Die Förderungen laufen teilweise nur ein halbes Jahr, was die Planung enorm erschwert. Insgesamt wird Kairos Women+ zu einem großen Teil aus Spenden finanziert, was die Situation für alle Beteiligten enorm einschränkt.

Diese Woche durfte ich das erste Mal bei der Gruppe „Fierce Women“ teilnehmen, was mir sehr große Freude gemacht hat. Bei dem Angebot wird jede Woche ein anderes Schwerpunktthema behandelt und in Gruppen ausgearbeitet. Diese Woche hat sich alles um das Thema Hexen aus feministischer Perspektive gedreht. Da ich mich auch schon vorher intensiv mit diesem Thema beschäftigt habe, konnte ich sehr gut in dieser Gruppe mitarbeiten und habe mich sofort gut eingebunden gefühlt. Es wurde über das schlechte Image von Hexen gesprochen (im Gegensatz zu Zauberern), um Hexenverbrennung, welche in Schottland eine große Rolle spielt und die ungerechte Verurteilung vieler Frauen. Als Hexen wurden vor allem alleinlebende, selbstständige und unabhängige Frauen gesehen, die dann teilweise bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Hierbei ging es um die Betrachtung auf das Thema als Gesamtes, aber auch um einzelne individuelle Schicksale, welche in Gruppen gut ausgearbeitet wurden. Zum Abschluss gab es passender Weise eine Teeverköstigung mit verschiedenen lokalen Heilkräutern aus Schottland.

Bei der Wellness Group wurde diese Woche das Ergebnis eines Podcastprojektes angehört, welches in den letzten Wochen entstanden ist. Hier ging es um mental health, also mentale Gesundheit. Die Besucher:innen haben dort ihre Erfahrungen geteilt und einen Einblick in das Gesundheitssystem Schottlands gegeben und mit welchen Herausforderungen sie zu kämpfen haben. Ich war beeindruckt, wie viele der Besucher:innen sich geöffnet und ihre Geschichte öffentlich geteilt haben. Anschließend gab es eine Diskussion in Anwesenheit mit dem Culture & Arts Coordinator von Renfrewshire Health and social care wie ein inklusiveres Gesundheitssystem aussehen kann. Erneut wurden die Forderungen und Erfahrungen der Besucher:innen von Kairos Women+ den zuständigen Stellen mitgeteilt. Nur wenn aus Betroffenensicht Bedürfnisse und Probleme geäußert werden, kann sich etwas verändern!

  • Der Kräutergarten im schönen Barshawpark

    Der Kräutergarten im schönen Barshawpark

  • Diskussionsfragen zum Podcast der Wellness Group

    Diskussionsfragen zum Podcast der Wellness Group

  • Einladung zur Halloweenparty über Instagram

    Einladung zur Halloweenparty über Instagram

Woche 4 – Time flies!

Auf so einem Amtsaustausch vergeht die Zeit wie im Flug! Es wurde wieder gemeinsam gekocht und gemeinsam gegessen. Eine Besucherin hat dabei von den großen Schwierigkeiten mit ihrem Exmann erzählt und viele der anderen haben daraufhin auch ihre Erfahrungen mitgeteilt und sich zu dem Thema Trennung und Scheidung ausgetauscht. Hier wurde wieder deutlich, wie wichtig dieser Treffpunkt für die Frauen+ ist, um Einsamkeit entgegenzuwirken und sich mit anderen zu vernetzen.

Des Weiteren fand in dieser Woche der Afternoontea statt. Dies ist ein Angebot, bei dem sich die Wellnessgroup und die Recoverygroup gemeinsam treffen und sich austauschen. Die Recoverygroup ist ein wöchentliches Angebot, bei dem sich Menschen mit Suchterfahrungen treffen und austauschen. Angeleitet wird die Gruppe von einer Person, welche selbst ein Suchtproblem hat(te). Da es bei beiden Gruppen um Achtsamkeit und mentale Gesundheit geht, ist es besonders wichtig für Kairos Women+, dass diese Gruppen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Treffen austauschen. Es nahmen erstaunlich viele Menschen bei diesem Angebot teil und es wurde gelacht, geweint, Tipps wurden ausgetauscht und Menschen zusammengebracht. Eine Person of Colour hat auch gleich drei neue Personen aus ihrer Community mitgebracht, was nochmals ein großer Gewinn für die Gruppe war, in der viele Menschen mit Diskriminierungserfahrungen zu kämpfen haben. Erneut war ich beeindruckt, wie durchmischt und divers die Gruppe ist!

Am Donnerstag war dann das große Highlight und sozusagen meine Abschiedsfeier, die große Halloweenparty. Die Räumlichkeiten wurden geschmückt mit all den Arbeiten, die in den letzten Wochen gebastelt und angefertigt wurden. Es gab ein großes Halloweenbuffet mit gruseligen Leckereien. Mein Kuchen mit Marzipanfingern kam hier besonders gut an. Alle Besucherinnen und Mitarbeitenden waren ganz aufgeregt und die Stimmung war toll! Es wurde sehr viel getanzt, gesungen, gebastelt, gegessen und getrunken. Es gab viele Spiele, die wir gemeinsam ausprobiert haben und mir wurde mittlerweile so viel Vertrauen entgegengebracht, dass Personen wie selbstverständlich zu mir kamen und mich an der Hand genommen nahmen. Es war ein trauriger Abschied von den Besucherinnen, die sich gewünscht haben, ich würde einfach bleiben. Da meine Kolleginnen dann auch noch geäußert haben, dass ich doch einfach bleiben könnte, ist mir der Abschied immer schwerer gefallen. Doch verstanden sie alle, dass die Gleichstellungsarbeit in Lichtenberg nicht weiter warten kann.

Am nächsten Tag nahm sich Abril noch sehr lange Zeit, mit mir den Aufenthalt auszuwerten und ein Feedbackgespräch zu führen. Das Feedback was ich bekam, war durchweg positiv und die Herzlichkeit, die mir in diesem Projekt entgegengebracht wurde, war unbeschreiblich. Dieses Communityprojekt und dieser SafeSpace ist von erheblicher Bedeutung in einer auch in Schottland einsameren und kühleren Gesellschaft. Auch hier wird der Unmut gegenüber marginalisierten Gruppen immer größer, weshalb dieser SafeSpace so wichtig ist. Kairos Women+ ist ein Ort, an dem sich alle willkommen fühlen, ein Ort der Wärme und der Sicherheit. Und vor allem ist es ein Ort der Gemeinschaft. Das ist in diesen Zeiten mit nichts aufzuwiegen.

Fazit

Das Programm LoGo Europe ist eine tolle Chance für alle, sich auszutauschen, Impulse zu erhalten, dazu zu lernen. Auch ist es eine Möglichkeit seine sprachliche und kulturelle Kompetenz auszubauen. Mein besonderer Dank gilt vor allem Abril, die mir nach so vielen vorherigen Absagen aus Schottland direkt eine herzliche Nachricht geschrieben hat, die mich so toll eingearbeitet hat, die mir alles so geduldig erklärt hat. Danke dafür! Das gesamte Team nahm mich auf, als wäre ich sofort Teil des Projekts und alle waren ständig bemüht meinen Austausch bestmöglich zu bereichern.

Ich war beeindruckt, wie selbstverständlich Diversity in Schottland mitgedacht wird, wie sichtbar es im täglichen Leben und im Stadtbild ist. Für meine tägliche Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte habe ich viele tolle Impulse mitgenommen. Auch habe ich erneut feststellen dürfen, wie wichtig Communityarbeit ist. Sie ist das Fundament einer solidarischen und weniger einsamen Gesellschaft.

Abschließend lässt sich feststellen, dass Schottlands Natur unbeschreiblich schön ist und Glasgow als Kunst- und Musikstadt auf jeden Fall eine Reise wert ist. Ich werde definitiv wieder nach Schottland reisen, ich habe noch lange nicht alles von diesem tollen Land gesehen.